Das Thema E-Bike treibt mich ja schon geraume Zeit um und deshalb bin ich schon seit einiger Zeit bei der Sammlung sämtlicher nützlicher Informationen. Da ein wirklich gutes Trekking-E-Bike mal doch ein “bisschen” Geld kostet und die Entscheidungsfindung etwas Zeit benötigt (insbesondere da ich ja dann zwei Bikes für meine Frau und mich für unsere längeren Touren an der Nordsee kaufen werde), habe ich mich dazu entschlossen, auf dem Weg dorthin einen Zwischenschritt zu machen und mir für den Alltag (Fahrten zum Einkaufen, in die Stadt, zum Fitnessstudio, etc.) ein günstiges praktisches E-Bike zu kaufen, bei dem man auch keine sonderlichen Bedenken haben muss, dass es einem gestohlen wird.
Im Auge hatte ich zuerst ein Fun-Bike, wie z.B. die Buddies von Ruff Cycles, inspiriert von unserem Ausflug mit den Buddies in SPO in 2022. Jedoch sind mir diese für ein Zweit-Fahrrad dann doch etwas zu teuer. Diese Art E-Bike immer noch im Kopf bin ich über die Engwe-Bikes gestolpert, die eine ganze Ecke günstiger sind (nur knapp über 1000€), aber den gleichen Fun-Faktor haben sollten.
Kurzentschlossen habe ich mir dann das Engwe L20 Boost per Internet-Großhändler bestellt und habe es auch wenige Tage später geliefert bekommen. Was soll ich sagen? Es ist einfach wirklich ein Hit. Fahrverhalten, der Boost-Knopf, die Praktikabilität mit dem tollen Front-Gepäckträger, einfach alles an dem Gerät ist klasse. Ebenso der einfache Einstieg durch den Wave-ähnlichen Rahmenbau macht das Fahrzeug wirklich zu einem erstaunlich angenehmen Begleiter. Es kommt optisch vielleicht nicht ganz an die Buddies hin, aber hat auch etwas seinen eigenen Stil.
Es gibt nur einen einzigen Wermutstropfen, den ich zwar in den Tests auf Youtube schon zuvor erfahren hatte, jedoch als eventuell “überbewertet” eingeschätzt hatte: Die mechanischen Scheibenbremsen. Man kann da länger drum-rum reden, aber man kann es auch auf den Punkt bringen: Die sind einfach Shit! Ersten quietschen sie entsetzlich (wenn man die Bremse bzw. die Beläge sauber justiert, dann ist mal zwei Tage Ruhe, danach geht es wieder los) und zweitens haben sie einfach keine sonderlich gute Bremsleistung. Insbesondere da das Fahrrad ja selbst inkl. Akku gut 34kg auf die Wage bringt.
Lange Rede kurze Sinn, die Dinger müssen getauscht werden. Aber woher ein passendes Bremsen-Set mit hydraulischen Scheibenbremsen nehmen? Das ist gar nicht so einfach und obwohl ich kein Verfechter von Onlinebestellungen in “fernen Ländern” bin, habe ich mir ein Bremsenset von XOD bei Ali bestellt und zwar die XOD XD-E300 mit den Schlauchlängen 1050mm vorn und 1850mm hinten (“Right lever front brake, left lever rear brake, SM/2Pin female”). Leider gibt es nirgends wirklich viel Auswahl zu diesem Thema und dort habe ich ein Set mit allen notwendigen passenden Maßen gefunden.
Dieses passt exakt auf die Brems-Aufnahmen des L20 Boost und lässt sich mit etwas Geschick problemlos anbauen (man sollte schonmal Standardreparaturen an einem Fahrrad durchgeführt haben). Einziges Thema ist die Hinterradbremse, bei der der Original-Bowenzug für die mechanische Scheibenbremse durch den Rahmen geführt wird, die vorkonfektionierte (also befüllte und entlüftete) hydraulische Bremse jedoch nicht durchgefädelt werden kann (logisch).
Man kann diese natürlich aufmachen und zerlegen, den Schlauch durchziehen und danach wieder zusammenbauen, befüllen und entlüften, aber das war mir jetzt (zumnindest im ersten Durchlauf) zu viel Arbeit. Ich habe den Schlauch oben am Eintritt der andere Kabel in den Rahmen mit einem Kabelbinder befestigt und gleiches unten bei Austritt. Dazwischen verrichtet ein klebbarer Kabelbefestigungsfuss seinen Dienst. Wenn mich das irgendwann stören sollte oder ich die Bremse ohnehin mal neu befülle, dann kann ich das ja problemlos nachholen und den Schlauch in den Rahmen legen.
Die beiden elektrischen Kabel für die Sensoren/Schalter der Bremshebel rechts und links verfügen exakt über den richtigen Stecker (SM/2Pin female), so dass ich diese nach dem Durchfädeln durch den Rahmen unten in der “Elektrobox” des L20 (direkt beim Tretlager) anschließen konnte (etwas Heißkleber an den Steckern verhindert Korrosion – siehe originale Steckverbindungen). Somit funktioniert sowohl Bremslicht als auch “Motor off” beim Bremsen problemlos. Man muss sich lediglich noch eine Klingel dazukaufen, da beim originalen Bremshebelsatz die Klingel an der linken Seite mit im Griff integriert ist und diese somit beim Umbau mit wegfällt.
Im Zuge des Umbaus habe ich dem Fahrrad gleich neue Griffe und einen Spiegel spendiert. Vor allem da beim Abbau die Originalgriffe (ohne diese zu zerschneiden) nur sehr schwer abnehmbar sind, als auch ergonomisch geformte Griffe mit Handballenauflage mein Wahl waren.
Alles in allem ein wirklich genialer Umbau der sich mehr als lohnt! Und das für nur knapp über 50 € inkl. Porto, Zoll und Einfuhrumsatzsteuer. Das Fahrrad bremst jetzt in einer komplett anderen Liga und man fühlt sich auch deutlich sicherer, als zuvor mit der mechanischen Variante. Ich frage mich nur, warum Engwe hier nicht den Weg geht und gleich hydraulische Bremsen verbaut. Denn wirklich teuer ist das ja nicht.
Have fun!